Ausstellung im Juni 2008 in der Vadianbank St.Gallen

23.3.2008

Wechselspiele Kultur - Natur

Als Laie habe ich die Narrenfreiheit, mich dem Diktat der Ungegenständlichkeit zu entziehen. Ich muss mich weder der Mode noch dem Kunsthandel anpassen. Ich darf malen, weil es mich beglückt. Zugleich ist es auch eine Möglichkeit, mich still auszudrücken. Ich kann mich noch einmal vertiefen in Momente, die mich berühren, und eine andere Form der Mitteilung suchen. Nicht die fotografisch genaue Wiedergabe ist mein Ziel, aber es sind meist Eindrücke von äusseren Realitäten, die mich zum Malen verlocken. Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf Situationen, die mich zum Malen angeregt haben.

Eine alte Mauer erzählt mir von Generationen von Bergbauern, die Steine an den Feldrand getragen haben im Ueberlebenskampf. Die Bauern sind weggezogen. Die Natur zeigt ihre Kraft beim Sprengen der Mauer und neuer Wald erobert still die Landschaft für sich. Oder: Eine Strasse, vorschnell in den Hang geschlagen - bereits im nächsten Frühjahr hat der Berg zurückgeschlagen. Sanfter der Nebel: er packt ganze Städte, Autobahnen, Fabriken Sportarenas, Shopping-Centers ein, als wären sie gar nicht da. Ein verregneter Waldweg: bleiben die Pfützen genügend lange, so siedeln sich Kaulquappen in den Radspuren an.

Ich habe kulturelle Spuren gefunden, die noch im Verfall ästhetisch wirken und zugleich Lebensraum für Pflanzen und Tiere gewähren. Ich bin voller Begeisterung für die Kraft der Natur, welche sich rasch wieder ausbreitet, wenn wir es zulassen. Beglückend, wenn von überlebter Kultur bloss unschädliche Spuren bleiben.